Lago di Cadagno
Cadagnosee

Ein besonderer und geheimnisvoller See

Das Besondere am Cadagnosee ist die ganzjährige permanente Schichtung zweier chemisch ganz verschiedener Wassermassen. Eine Übergangszone mit steilen physikalischen und chemischen Gradienten trennt die beiden Schichten, dies macht den See zu einen einmaligen Ökosystem.

 

Die obere Schicht ist in Kontakt mit der Atmosphäre und gleicht damit einem normalen Bergsee, welcher durch Oberflächenwasser aus der Schneeschmelze gespeist wird. Im Cadagnosee kommt der Hauptzufluss aus dem Lago di über die Granitfelsen im Norden; dieses Wasser ist arm an Mineralien.

 

Die untere Schicht des Sees erhält sauerstofffreies Wasser aus unterirdischen Quellen aus dem Dolomitgestein.

 

Durch das Pioratal zieht sich in Längsrichtung ein Kalkstein-Dolomit-Band; der Cadagnosee liegt mit seinem südlichen Teil (Richtung Fluss Murinascia) in diesem Gesteinsband. Dieses Wasser ist stark mit Mineralsalzen angereichert und enthält die Elemente Kalzium, Magnesium, Schwefel, Phosphor und Stickstoff. Der erhöhte Salzgehalt bewirkt eine höhere Dichte des Wassers, was die untere Schicht stabilisiert und die Durchmischung mit der oberen Schicht verhindert. Dieses Phänomen wird als Meromixis bezeichnet, d.h. die jahreszeitliche Durchmischung findet nur der oberen Schicht statt.

Im Kontaktbereich der beiden Wasserschichten bilden sich steile Gradienten von Sauerstoff (nach unten abnehmend) und reduzierten Verbindungen (z.B. Schwefelwasserstoff, nach oben abnehmend). Diese Grenzschicht wird als Chemokline bezeichnet. Da noch etwas Sonnenlicht diese Zone erreicht, finden wir hier in ca. 12 m Tiefe die besonderen Voraussetzungen für die massive Entwicklung von anaeroben phototrophen Bakterien (z.B. Chromatium okenii), was das Ausmass der Primärproduktion im See deutlich vergrössert.

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Die oberste Schicht ist reich an Sauerstoff und wird durch Oberflächenwasser aus granitischen Gesteinen gespeist, in denen sich nur geringe Mengen gelöster Mineralien befinden. Dadurch ist das Wasser leicht, und wird durch den Oberflächenkontakt mit Sauerstoff angereichert. Dieses Wasser ist ein idealer Lebensraum für viele Organismen wie Plankton und Fisch.

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Die Zwischenschicht enthält photosynthetischen Schwefelbakterien.
Das Wasser dieser etwa ein Meter tiefen Schicht ist durch die
Gegenwart der Bakterien rosa gefärbt. Zu den Bakterien gehören
Chromatium okenii, welche ein rotes Pigment enthalten und das
giftige Wasser der unteren Schicht filtern, und somit das Leben von
Plankton und Fischen in der oberen Schicht ermöglichen.

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Die untere Schicht enthält keinen Sauerstoff und ist giftig für höhere Lebewesen, wie zum Beispiel Fische. Das Wasser wird durch Quellen am Grund des Sees gespeist und ist mit Schwefel und Salzen angereichert. Damit wird das Wasser schwerer und bleibt am Seegrund liegen. Diese Schicht mit dem dichteren Wasser kommt nicht in Kontakt mit der Seeoberfläche und bleibt anoxisch. Nur bestimmte Bakterien können in dieser Schicht (als Sulfat reduzierende Bakterien) wachsen.

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